...Zum Glück konnten wir am 17. Mai
mit dieser doch sehr positiven Einstellung morgens um halb fünf in
den Bus nach Iringa einsteigen – und das, obwohl vor uns über
dreißig Stunden Busfahrt mit 36 Leuten in einem engen Gefährt mit
nur 20 Sitzen lagen. An Bord waren 5 Lehrer, 25 MDD- Mitglieder
(junge, talentierte Sänger, Tänzer und Trommler unserer Schule),
ein Busfahrer (wohlgemerkt: EINER), zwei motivierte Volontäre (die
Einzigen, die sich im Bus nicht selbst beschäftigen konnten) und
Direktor Stephen, der für unsere Fahrt mit den Worten „Oh, das ist
aber eng hier“ das Startsignal gab.
Das war das Wort zum Dienstag- denn eng
war es. Trommeln und Koffer wurden noch fix auf dem Busdach verstaut
und schon setzte sich der Kleinbus bei Nacht und Nebel in Gang und
die Reise konnte beginnen. Unglaublich beeindruckend, wie die Kids
stunden- ja tagelang zu sechst in den Viererreihen hockten ohne
aufzumucken, wie sie keine menschlichen Bedürfnisse zu haben
schienen und sich höchstens mal für „Shortcall“ vor die Bustür
hockten (wirklich DIREKT davor) und schneller wieder auf ihren
Plätzen saßen, als der Fahrer gucken konnte.
Sie vertrieben sich die Zeit mit
fleißigem Briefchen schreiben, schönen Gesängen und
Tagebucheinträgen, sodass der erste Fahrtag trotz der sechzehn
Stunden im Bus schnell verging. Abends gegen halb elf wartete ein
Hostel auf uns, vor dem wir von einer netten Frau herzlich empfangen
und mit Reis, Bohnen und Greens versorgt wurden. Die Aussicht, in der
bevorstehenden Nacht in großen Betten schlafen zu können, löste
bei unseren Kids ziemliche Begeisterung aus.
Die meisten von ihnen standen hier zum
ersten Mal unter einer Dusche mit Wasserkopf und benutzten eine
Toilette mit Wasserspülung, dementsprechend wir für die Bedienung
eine kleine Einführung geben.
Am nächsten Morgen nahm die Fahrt
seinen Lauf. Juhu, schon wieder 16 Stunden im Bus! Wir entpuppten uns
wieder als Mzungu-Entertainer und entgegneten auf die immer häufiger
auftretende Nachfrage, wie weit es noch bis Iringa sei, dass wir
bestimmt bald ankommen würden.
Fühlte sich trotzdem noch wie eine
kleine Weltreise an und wir waren heilfroh, um Mitternacht endlich in
einer schönen Unterkunft von gut gelaunten Tansanen überschwänglich
in Empfang genommen zu werden.
Für die kommenden Tage standen für
unsere MusicDanceDrama-Gruppe einige Auftritte an, unter anderem an
einer Secondary-School, mehrmals an unserer Partnerschule St. Dominic
in Iringa und und und. Diese Schule hat mit seinen 1500 Schülern
schon eine andere Größe als die Ewaldi School mit knapp 300 Kids.
Kein Wunder also, dass unsere Schüler teilweise etwas überfordert
und eingeschüchtert auf die in knallroter Uniform gekleideten Kids
der Partnerschule reagierten, als diese von allen Seiten ankamen und
Kontakt suchten. Dennoch wurden schon nach kurzer Zeit Briefe
ausgetauscht und Freundschaften geschlossen.
Bei ihren Auftritten gab unsere
MDD-Gruppe alles - die Kids zogen mit ihren Bewegungskünsten
Menschenmassen in den Bann, brachten Schülergruppen bis zur letzten
Reihe zum Jubeln und motivierten ganze Hallen von Zuschauern zum
Mittanzen. Wirklich beeindruckend!
Neben den zahlreich abgelieferten
Performances stand für unsere Gruppe ein Museumsbesuch und eine
Rolex-Aktion auf dem Programm, bei der einige Lehrer das
Lieblingsgericht vieler Ugander über Feuer zubereiteten und unseren
Gastgebern zum Probieren servierten.
Außerdem wurde ein Sporttag mit
Fußball- und Basketballduellen organisiert. Gar nicht so einfach, in
hohem Gras den Schlaglöchern auszuweichen und dabei noch den Ball im
Blick zu haben… Dennoch war dieser Sport-Sonntag laut Aussage der
Kinder eine gelungene Aktion und man konnte abends im Halbdunkeln
zufrieden und ausgepowert zum Hostel zurückkehren.
Da unsere Schüler und Lehrerkollegen
Dienstagmorgen den Rückweg nach Uganda antraten, war bei einer
gelungenen Farewell-Party mit guter Musik und leckerem Essen am
Montagabend Abschiednehmen angesagt. Wir können auf eine tolle und
erlebnisreiche Klassenfahrt zurückblicken und stolz behaupten, dass
sich unsere Schüler von ihrer allerbesten Seite gezeigt haben!
Viel zu schnell war die Zeit in Iringa
vergangenen. Da wir uns mal wieder so wohlfühlten, dass wir gar
nicht mehr weg wollten und momentan sowieso noch Ferien sind,
beschlossen wir, unseren Ausflug zu verlängern. Statt bis
Dienstagmorgen hausten wir bis Samstag bei unseren gastfreundlichen
Mitfreiwilligen, die wir nun schon vier Mal während unseres Jahres
getroffen haben. Eine gute Entscheidung! Ansonsten hätten wir vieles
verpasst. So konnten wir das Matumaini Centre kennenlernen, in dem
unsere Mitfreiwillige Lea arbeitet, unzählige Male das „iringische
Frühstück“ (das beste Frühstück überhaupt mit Toaster, viel
Gemüse und Avocadocreme) genießen, in der Stadt Stoffe für neue
Kleider kaufen, Touch-Rugby lernen und spielen (ein Sport, ähnlich
wie Rugby, nur weniger brutal), Ultimate Frisbee spielen, Bierpong
spielen und gemeinsam feiern gehen, stundenlange Diskussionen führen,
wer denn die schlechteste Matratze habe,...
Unser letzter Tag in Iringa begann sehr
früh, um halb sechs. Mit Frühstückssachen und Kamera im Gepäck
wanderten wir noch im Dunkeln auf einen Berg, um dort beim
Sonnenaufgang zu frühstücken. Nachmittags stand die
Geburtstagsfeier im Heim an. Also hieß es: Geschenke einpacken,
Kuchen backen und Aktionen vorbereiten wie Mandalas malen, Armbänder
knüpfen, Kneten und Schminken! Und das mussten die verrückten
Wazungu natürlich vorher ausprobieren. Als Tiger, Bär, Katze oder
Clown kunterbunt geschminkt kamen wir am Heim an und sorgten
natürlich für großes Aufsehen. „But can you rub it off?“ oder
„You can never remove it?“ wurden wir gefragt. Nein, natürlich
nicht. So werden wir jetzt unser Leben lang rumlaufen ;) Im Nu liefen
dutzende kleine Tiger, Schmetterlinge oder Bären über das Gelände
und die Schlange vor den Schmink-Profis Julia und Greta wurde länger
und länger. Leider stellte sich die Heimleiterin als Spaßbremse
heraus: Alle Kinder mussten sich sofort abschminken und wir durften
nicht mehr weitermachen. Warum? Weil die Eltern das nicht wollen...
Schade, aber wir hatten trotzdem unseren Spaß.
Am nächsten Morgen mussten wir früh
von unseren Mitfreiwilligen Abschied nehmen. Nun stand uns der
weniger schöne Teil unserer Reise bevor: Die Rückfahrt. Und was für
eine! Samstagmorgen um 6 Uhr starteten wir in Iringa. 38 Stunden
später, am Sonntagabend um 20 Uhr erreichten wir Kampala. Diese
Fahrt war eine große Herausforderung, besonders für Clara, die
normalerweise noch nicht mal fünf Minuten still sitzen kann. Doch im
Großen und Ganzen hatte ich es mir schlimmer vorgestellt. Wir hatten
Glück und fuhren die meiste Zeit in einem für tansanische
Verhältnisse sehr luxuriösem Bus, in dem wir jeder eine eigene
Dreier-Reihe hatten! Und auch das Problem, dass uns Tickets verkauft
wurden für einen Bus nach Kampala, den es dann letztendlich gar
nicht gab, ließ sich gut lösen. Am Montagnachmittag kamen wir
endlich an der Schule an und waren froh, noch einige entspannte,
ruhige Ferientage vor uns zu haben.