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Samstag, 4. Juni 2016

Unsere Reise nach Iringa












Unsre Reise die wird lustig, unsre Reise die wird schön...

...Zum Glück konnten wir am 17. Mai mit dieser doch sehr positiven Einstellung morgens um halb fünf in den Bus nach Iringa einsteigen – und das, obwohl vor uns über dreißig Stunden Busfahrt mit 36 Leuten in einem engen Gefährt mit nur 20 Sitzen lagen. An Bord waren 5 Lehrer, 25 MDD- Mitglieder (junge, talentierte Sänger, Tänzer und Trommler unserer Schule), ein Busfahrer (wohlgemerkt: EINER), zwei motivierte Volontäre (die Einzigen, die sich im Bus nicht selbst beschäftigen konnten) und Direktor Stephen, der für unsere Fahrt mit den Worten „Oh, das ist aber eng hier“ das Startsignal gab.
Das war das Wort zum Dienstag- denn eng war es. Trommeln und Koffer wurden noch fix auf dem Busdach verstaut und schon setzte sich der Kleinbus bei Nacht und Nebel in Gang und die Reise konnte beginnen. Unglaublich beeindruckend, wie die Kids stunden- ja tagelang zu sechst in den Viererreihen hockten ohne aufzumucken, wie sie keine menschlichen Bedürfnisse zu haben schienen und sich höchstens mal für „Shortcall“ vor die Bustür hockten (wirklich DIREKT davor) und schneller wieder auf ihren Plätzen saßen, als der Fahrer gucken konnte.
Sie vertrieben sich die Zeit mit fleißigem Briefchen schreiben, schönen Gesängen und Tagebucheinträgen, sodass der erste Fahrtag trotz der sechzehn Stunden im Bus schnell verging. Abends gegen halb elf wartete ein Hostel auf uns, vor dem wir von einer netten Frau herzlich empfangen und mit Reis, Bohnen und Greens versorgt wurden. Die Aussicht, in der bevorstehenden Nacht in großen Betten schlafen zu können, löste bei unseren Kids ziemliche Begeisterung aus.
Die meisten von ihnen standen hier zum ersten Mal unter einer Dusche mit Wasserkopf und benutzten eine Toilette mit Wasserspülung, dementsprechend wir für die Bedienung eine kleine Einführung geben.
Am nächsten Morgen nahm die Fahrt seinen Lauf. Juhu, schon wieder 16 Stunden im Bus! Wir entpuppten uns wieder als Mzungu-Entertainer und entgegneten auf die immer häufiger auftretende Nachfrage, wie weit es noch bis Iringa sei, dass wir bestimmt bald ankommen würden.
Fühlte sich trotzdem noch wie eine kleine Weltreise an und wir waren heilfroh, um Mitternacht endlich in einer schönen Unterkunft von gut gelaunten Tansanen überschwänglich in Empfang genommen zu werden.
Für die kommenden Tage standen für unsere MusicDanceDrama-Gruppe einige Auftritte an, unter anderem an einer Secondary-School, mehrmals an unserer Partnerschule St. Dominic in Iringa und und und. Diese Schule hat mit seinen 1500 Schülern schon eine andere Größe als die Ewaldi School mit knapp 300 Kids. Kein Wunder also, dass unsere Schüler teilweise etwas überfordert und eingeschüchtert auf die in knallroter Uniform gekleideten Kids der Partnerschule reagierten, als diese von allen Seiten ankamen und Kontakt suchten. Dennoch wurden schon nach kurzer Zeit Briefe ausgetauscht und Freundschaften geschlossen.
Bei ihren Auftritten gab unsere MDD-Gruppe alles - die Kids zogen mit ihren Bewegungskünsten Menschenmassen in den Bann, brachten Schülergruppen bis zur letzten Reihe zum Jubeln und motivierten ganze Hallen von Zuschauern zum Mittanzen. Wirklich beeindruckend!
Neben den zahlreich abgelieferten Performances stand für unsere Gruppe ein Museumsbesuch und eine Rolex-Aktion auf dem Programm, bei der einige Lehrer das Lieblingsgericht vieler Ugander über Feuer zubereiteten und unseren Gastgebern zum Probieren servierten.
Außerdem wurde ein Sporttag mit Fußball- und Basketballduellen organisiert. Gar nicht so einfach, in hohem Gras den Schlaglöchern auszuweichen und dabei noch den Ball im Blick zu haben… Dennoch war dieser Sport-Sonntag laut Aussage der Kinder eine gelungene Aktion und man konnte abends im Halbdunkeln zufrieden und ausgepowert zum Hostel zurückkehren.
Da unsere Schüler und Lehrerkollegen Dienstagmorgen den Rückweg nach Uganda antraten, war bei einer gelungenen Farewell-Party mit guter Musik und leckerem Essen am Montagabend Abschiednehmen angesagt. Wir können auf eine tolle und erlebnisreiche Klassenfahrt zurückblicken und stolz behaupten, dass sich unsere Schüler von ihrer allerbesten Seite gezeigt haben!
Viel zu schnell war die Zeit in Iringa vergangenen. Da wir uns mal wieder so wohlfühlten, dass wir gar nicht mehr weg wollten und momentan sowieso noch Ferien sind, beschlossen wir, unseren Ausflug zu verlängern. Statt bis Dienstagmorgen hausten wir bis Samstag bei unseren gastfreundlichen Mitfreiwilligen, die wir nun schon vier Mal während unseres Jahres getroffen haben. Eine gute Entscheidung! Ansonsten hätten wir vieles verpasst. So konnten wir das Matumaini Centre kennenlernen, in dem unsere Mitfreiwillige Lea arbeitet, unzählige Male das „iringische Frühstück“ (das beste Frühstück überhaupt mit Toaster, viel Gemüse und Avocadocreme) genießen, in der Stadt Stoffe für neue Kleider kaufen, Touch-Rugby lernen und spielen (ein Sport, ähnlich wie Rugby, nur weniger brutal), Ultimate Frisbee spielen, Bierpong spielen und gemeinsam feiern gehen, stundenlange Diskussionen führen, wer denn die schlechteste Matratze habe,...
Unser letzter Tag in Iringa begann sehr früh, um halb sechs. Mit Frühstückssachen und Kamera im Gepäck wanderten wir noch im Dunkeln auf einen Berg, um dort beim Sonnenaufgang zu frühstücken. Nachmittags stand die Geburtstagsfeier im Heim an. Also hieß es: Geschenke einpacken, Kuchen backen und Aktionen vorbereiten wie Mandalas malen, Armbänder knüpfen, Kneten und Schminken! Und das mussten die verrückten Wazungu natürlich vorher ausprobieren. Als Tiger, Bär, Katze oder Clown kunterbunt geschminkt kamen wir am Heim an und sorgten natürlich für großes Aufsehen. „But can you rub it off?“ oder „You can never remove it?“ wurden wir gefragt. Nein, natürlich nicht. So werden wir jetzt unser Leben lang rumlaufen ;) Im Nu liefen dutzende kleine Tiger, Schmetterlinge oder Bären über das Gelände und die Schlange vor den Schmink-Profis Julia und Greta wurde länger und länger. Leider stellte sich die Heimleiterin als Spaßbremse heraus: Alle Kinder mussten sich sofort abschminken und wir durften nicht mehr weitermachen. Warum? Weil die Eltern das nicht wollen... Schade, aber wir hatten trotzdem unseren Spaß.
Am nächsten Morgen mussten wir früh von unseren Mitfreiwilligen Abschied nehmen. Nun stand uns der weniger schöne Teil unserer Reise bevor: Die Rückfahrt. Und was für eine! Samstagmorgen um 6 Uhr starteten wir in Iringa. 38 Stunden später, am Sonntagabend um 20 Uhr erreichten wir Kampala. Diese Fahrt war eine große Herausforderung, besonders für Clara, die normalerweise noch nicht mal fünf Minuten still sitzen kann. Doch im Großen und Ganzen hatte ich es mir schlimmer vorgestellt. Wir hatten Glück und fuhren die meiste Zeit in einem für tansanische Verhältnisse sehr luxuriösem Bus, in dem wir jeder eine eigene Dreier-Reihe hatten! Und auch das Problem, dass uns Tickets verkauft wurden für einen Bus nach Kampala, den es dann letztendlich gar nicht gab, ließ sich gut lösen. Am Montagnachmittag kamen wir endlich an der Schule an und waren froh, noch einige entspannte, ruhige Ferientage vor uns zu haben.