Obulamu bw´enamasinda
Wo
fange ich bloß an zu berichten? --- Auch für mich rückt Deutschland mit jedem
Tag ein Stückchen näher. Grund genug, um die mir verbleibende Zeit noch einmal mit
neuen Erfahrungen zu füllen. Mitte vergangenen Monats war es schließlich soweit
und es begann mein zweiwöchiger Aufenthalt in der Gastfamilie in der Community.
Die erste Woche sollte noch in die Ferien fallen, wobei in der zweiten Woche
wieder Schulalltag war.
Der
Umzug aus dem Freiwilligenhaus war schnell erledigt. Man nehme eine Matratze, sein
Bettzeug, seinen Rucksack mit Klamotten und den sieben Sachen, viel Trinkwasser
und -ganz wichtig- ein Moskitonetz. Mit den paar Sachen ab ins Auto und schon ging
es Richtung Namasinda! Von der Schule aus führte uns unsere Fahrt durch das Nachbardorf
Kalege und dann immer weiter in den Busch. Glücklicherweise ist William (der
Schuladministrator) gefahren, denn ohne ihn hätte ich den Weg nicht gewusst.
Nach der holprigen Fahrt lag mein neues Zuhause auf Zeit also vor mir. Viel
wusste ich im Vorhinein nicht von der Familie. Die Aufregung war
dementsprechend ziemlich groß. Einige Augenblicke später durfte ich mich also
vorstellen:
Die
Familie besteht aus der Maama Mariam (in
der Mitte) und ihren sechs Kindern. Von links Dessan, Nabatanz, Wikillifu,
William (geht auf unsere Schule) und
Collin (der älteste Sohn). Einen
weiteren Sohn habe ich nicht kennen gelernt, weil er als Kuhhirte außerhalb von
Zuhause arbeitet.
Wie einige von euch vielleicht wissen, leben in dem District Nakaseke viele Menschen die Landwirtschaft betreiben. So besteht auch der Alltag der Familie daraus, ihre verschiedenen Felder zu bestellen. Während meiner ersten Woche habe ich versucht, mich in die alltäglichen Aufgaben zu integrieren.
Wie
für den Tagesablauf typisch, wird zur Morgendämmerung mit der Feldarbeit
angefangen. Der Anbau besteht hauptsächlich aus Süßkartoffeln. Mit einer
Schaufel werden Hügel aufgetürmt, auf welchen dann die junge Kartoffelpflanze wächst.
Diese Tätigkeit heißt „digging“ und erfordert eine hohe Balance zwischen
Kraftaufwand und Technik. Bei dem hinzukommenden heißen ugandischen Wetter war
das für mich eine echte Herausforderung. Einfacher ist es da schon mit einer
Art gebogener Machete das umliegende Gestrüpp zu entfernen. Diese Tätigkeit
wird als „slashing“ bezeichnet und ersetzt die Funktion eines Rasenmähers. Damit
hatte ich auch eine meiner Hauptaufgaben gefunden.
Da in Uganda ganzjährig mildes Klima herrscht,
können neben dem Anpflanzen gleichzeitig Süßkartoffeln geerntet werden:
Während
die Menschen hier vor Ort den Vormittag in den verschiedenen Gärten verbringen,
wird in den Abendstunden mit dem Kochen begonnen. Häufig werden dabei die zuvor
geernteten Süßkartoffeln frisch zubereitet. Nebenbei stehen auf dem Speiseplan
frittiertes Cassava, Kochbananen und Akawounga (Maismehlbrei). Die Zubereitung
kann einige Zeit in Anspruch nehmen, wird aber unter anderem als
gesellschaftlicher Austausch verstanden.
Rund
um das Kochen spielt die Bananenstaude eine wichtige Rolle. Neben den
Kochbananen werden die Blätter multifunktional als Backpapier, Frischhaltefolie
und Topflappen genutzt. Gekocht wird auf einem Herd der durch Feuerholz
betrieben wird. Durch die Hinzugabe oder Entnahme von Holz wird die Temperatur
reguliert. Auch ich habe mich am Herd ausprobiert. An einem Abend habe ich für
die ganze Familie Nudeln mit Tomatensoße gekocht. Nach anfänglicher Skepsis der
Kinder war das hier untypische Essen ein voller Erfolg. Gelernt habe ich, dass
man seinen Kopf nicht zu nahe über das Feuer halten sollte. Tränende Augen und Rauch
in der Lunge sind sonst vorprogrammiert.
In
der Zeit meines Aufenthaltes habe ich die Umgebung um das Haus erkundet. Eine
Tour führte Collin und mich dabei zu dem Reisfeld der Familie. Durch das sehr
feuchte Wetter während der Regenzeit hat der Reis in dieser Region Ugandas sehr
gute Möglichkeiten zu gedeihen. Um zu dem Feld zu gelangen werden zwangsläufig
Gummistiefel benötigt. Der Weg führt nämlich durch eine sumpfähnliche
Vegetation. An dem Feld angekommen erklärte mir Collin, wie der Reis angebaut
und geerntet wird. Am bemerkenswertesten finde ich, wie betreuungsintensiv der
Reisanbau ist. Wenn der Reis eine bestimmte Größe erreicht, versuchen auch die
Vögel sich von den Körnern zu ernähren. So muss von Sonnenaufgang bis
Sonnenuntergang das Reisfeld bewacht werden. Diese Aufgabe fällt meistens den
jüngeren Mitgliedern der Familie zu.
Bedingt
durch das Nichtvorhandensein von fließend Strom und Wasser gehört es auch zum Tagesablauf
sich auf dem Weg zu dem Bohrloch zu machen. Vom Haus aus beträgt der Weg rund
einen Kilometer hin und einen Kilometer zurück. Ich bewundere die Kinder, wie
sie die Strecke mit bis zu 20 Litern auf dem Kopf meistern. Unvorstellbar für
mich!
Ohne
mediale Ablenkungen und besonderer Freizeitgestaltung hatte ich außerdem Raum
für weitere Aktivitäten. Glücklicherweise sprach es sich schnell herum, dass
ich an der Schule Mathematik und Science unterrichte. Die Kinder von Maama
Mariam und weitere Nachbarkinder kamen, um Unterstützung bei ihren Hausaufgaben
zu erhalten. Als Gegenleistung wurde mir bei der lugandischen Sprache weiter
geholfen. Außerdem trafen sich die Kinder der umliegenden Häuser in den
Abendstunden zum Ball Spielen auf dem Hof meiner Gastfamilie. Dadurch wurde es
nie langweilig…
Auch
das Hausschwein gehört mit zu der Familie:
Wie
anfangs erwähnt, war in meiner zweiten Hälfte der Schulalltag wieder
angefangen. Für den Weg von Namasinda zur Schule benötigt man zu Fuß rund eine
Stunde. Mit William und Angella (einem
Kind aus der Nachbarschaft) ging es früh morgens los, denn um 7:20 Uhr
fängt die Schule an!
Auch
diese zweite Woche verging wie im Fluge. So kann ich sagen, dass mein
Aufenthalt für mich eine große Bereicherung darstellt. Ich habe ein Gefühl
dafür entwickelt, wie die Menschen hier vor Ort leben. Zudem gefällt es mir besonders,
einen konkreten Bezug in der Community zu haben. Immer mal wieder habe ich die
Möglichkeit meine Gastfamilie auch unter der Woche zu besuchen. Für mich steht
schon heute fest, dass meine Zeit in Namasinda auch über dieses Jahr hinaus auf
mich wirken wird.
Liebe
Grüße aus Nakaseke
Joshua