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Samstag, 16. März 2019

Hakuna Matata!


 Hallöchen,

Warnung! Dieser Blog Eintrag ist lang geworden, sehr lang. Aber wir haben auch verdammt viel erlebt. Also schnappt euch eine Tasse Tee, legt die Füße hoch und lest das hier ganz entspannt. Geheimtipp für die ganz Faulen: Der letzte Abschnitt fasst eigentlich alles ganz gut zusammen. 
Also tugende:

Als wir an einem lauen Trockenzeit-Abend Anfang Dezember die Schule verlassen und uns auf den Weg zu unserer großen Reise gemacht haben, ahnten wir vielleicht schon, dass auf uns aufregende Wochen warten würden, aber wie abenteuerlich, lehrreich, verrückt und wunderschön die folgenden 6 Wochen wirklich werden sollten hätten wir uns wohl vorher nicht ausmalen können.

Der endgültige Abschluss des Schulterms und damit die Einläutung unserer Ferien haben wir zusammen mit dem kompletten Staff bei unserer Weihnachtsfeier zelebriert, welche wir, sehr Dezember untypisch, auf freier Fläche um ein Lagerfeuer veranstaltet haben. Bevor die Tanzfläche offiziell eröffnet wurde hat sich jeder schon einmal eingestimmt indem er sein Wichtelgeschenk zu seinem „secret friend“ getanzt hat, gerne auch mit Unterstützung weiterer tanzender Staff-Mitglieder. Als das gröbste dann vorbei war musste auch manch einer noch packen (vielleicht auch eher nur wir) bevor wir uns dann nachts, frohen Mutes, auf den Weg Richtung Nairobi, der Hauptstadt Kenias, machen konnten. 


Ob zu Fuß oder auf dem Boda unser Backpack war immer dabei!


Nach 14 Stunden Bus Fahrt sind wir trotz, oder grade wegen, zahlreichen Vorwarnungen wie sehr wir in Nairobi aufpassen müssen in unserem Hotel angekommen. Dort haben wir schon schnell die ersten Unterschiede bemerkt und dank mangelnder Vorrecherche, auch sofort ein paar Verwirrungen auf Grund der Währungs-Umstellung auf Kenia- Schilling gehabt. Wenn nämlich 4200 Uganda Schilling einen Euro darstellen, dann klingen 4000 Kenia-Schilling gar nicht mal so viel, obwohl wir dann schon im 30 Euro Bereich angekommen sind. Als die ersten Schwierigkeiten aber überwunden waren und auch die erste Skepsis, die von allen Seiten Nairobi entgegengebracht wurde abgelegt wurde, hatten wir zwar eine kurze, aber sehr erlebnisreiche Zeit in Kenia. Wir haben Baby-Elefanten im David Sheldrick Elefantenwaisenhaus gestreichelt, einer Rothschild Giraffe einen kurzen aber dafür sehr rauen Kuss gegeben und mehr oder weniger freiwillig einen kenianischen Stammestanz mitgetanzt.

Nicht nur Babyelefanten, sondern auch ein Baby-Nashorn konnten wir bewundern 


Danach hat uns der nächste Bus, einer von sehr vielen auf dieser Reise, zu unserem Hauptziel gebracht: Tansania, genauer: Moshi. Dort hat uns ein Bajaji (eine Art kleines Auto, um welches wir, trotz uganischem Nationalstolz, die Tansanen augenblicklich beneideten) zu unserem Hostel gebracht, wo wir dann nach einer gefühlt sehr langen Zeit das erste Mal wieder auf die Sumbawanga-Freiwilligen getroffen sind. Dementsprechend hatten wir uns natürlich viel zu erzählen. Das war damit der Beginn einer wunderbaren Freundschaft die durch die folgenden Tage besiegelt wurde. In Moshi haben wir zunächst eine Mountainbike Tour bis zu den Hot Springs gemacht wobei die Tour, die teilweise durch Massai-Dörfer und durch atemberaubende Natur mit Blick auf den Kilimanjaro ging, die Hot Springs selber schon beinahe übertroffen hätte.

Hinweis: In echt war es dort vieeeeel schöner!

Von dort aus ging es dann, mit unserer noch überschaubaren Reisegruppe, zunächst nach Lushoto, einer kleinen Berg-Stadt, dessen zahlreiche Wandermöglichkeiten wir nur beschränkt, aber dafür zielgerichtet ausgenutzt haben, dort gab es nämlich unglaublich guten Käse.

Dann sind wir weiter nach Tanga, wo wir das erste Mal erleben durften, wie es ist wenn die Hauptbeschäftigung des Tages Schwitzen ist. Trotzdem haben wir tapfer die Stadt ein wenig erkundet, wobei wir durchgehend sehr froh über unsere Mitreisenden waren die, im Gegensatz zu uns, dem Kiswahili mächtig sind. Dies ist in Tansania die Amtssprache und wird deshalb überwiegend gesprochen. Mit unserem Englisch kommt man dagegen zwar zurecht, aber auch nicht unbedingt allzu weit. (Funfact am Rande: Der aus "König der Löwen" bekannte Ausruf: Hakuna Matata kommt ursprünglich aus dem Kiswahili, wird jedoch meist nur für die Touristen verwendet.)
Davon abgesehen sind uns in diesen ersten Tagen in Tansania auch schon einige andere kulturelle Unterschiede aufgefallen. Allgemein kann man wohl sagen, dass Tansania etwas „striktere“ Regeln hat, als das zumindest in unserem Gebiet in Uganda der Fall ist. Die Knie zu zeigen ist in vielen Gebieten relativ tabuisiert und während das Heben der Augenbrauen bei uns als Zeichen für „Ja“ verstanden wird, sollte man in Tansania aufpassen: Hier wird es als eindeutiges Flirt-Signal interpretiert. Da ist es natürlich ungünstig wenn man es sich in Uganda angewöhnt hat und dann Urlaub in Tansania macht...

Links: Bajajis!

Der nächste Bus hat uns dann nach Dar es Salam gebracht, einer Millionen Stadt an der Küste von Tansania in der das Wort schwitzen dann doch noch mal eine ganz andere Bedeutung bekommen hat. Dort haben wir dann nach und nach unsere Reisegruppe vergrößert. Zunächst sind die Ruanda Freiwilligen dazu gestoßen, mit denen wir auch Dar es Salam noch ein wenig entdecken konnten. Zum Beispiel der riesige Mitumba (also ein Kleider-Markt mit second-hand Klamotten für einen Spottpreis) hat es uns Nicht-Tansanen, die diese Mitumba-Kultur noch nicht kannten, natürlich angetan. Aber auch die mit einer Fähre in ein paar Minuten erreichbare Halbinsel mit ihrem Traum-Strand, hat uns allen eine sehr gewünschte Abkühlung verschafft und die Vorfreude auf unseren Sansiabar-Aufenthalt nur weiter geschürt. Anschließend kamen die Iringa-Freiwilligen sowie die Südafrikaner hinzu, sodass wir dann zu vierzehnt auf dem Dach des Holliday-Hostels die Aussicht auf die Stadt genießen und uns gegenseitig die größten Erlebnisse mitteilen konnten.

Winter, Sonne, Sonnenschein!

Alle zusammen sind wir dann mit der Fähre nach Sansibar übergesetzt, wo wir die erste Zeit in Stonetown verbracht und dort sogar ein wenig Kultur Programm mitgemacht haben. Wir haben zum Beispiel das Skalvenmarkt-Museum besucht und eine Gewürztour mitgemacht, dank der wir jetzt alle endlich wissen, wo genau der Pfeffer eigentlich wächst. Außerdem konnten wir uns auch nicht entgehen lassen nach Prison Island rüber zu setzen, vor allem um den dort lebenden riesen Schildkröten einmal nahe zu sein. 

"Touris sind immer noch die Anderen"

Ja mai is des liab!

Das nächste Ziel für uns war unser Hostel in Paje, von dem aus wir ca. 10 Minuten Fußweg zum Strand hatten und wo wir dann auch unser Weihnachtsfest verbracht haben. Für uns alle war es das erste Weihnachten ohne unsere Familien und auch das erste mit Lagerfeuer am Strand. Jedoch kamen durch die anderen Freiwilligen, die in den letzten Wochen schon ein bisschen zur Familie geworden waren, sowie durch das Weihnachtslieder singen beim Wichteln am Feuer, dann doch ein paar kleine Weihnachtsgefühle hoch. Sicher ist jedoch, das war ein Weihnachten das wir alle so schnell nicht vergessen werden.
Für Silvester sind wir dann noch auf die quasi andere Seite Sansibars gefahren um dort DIE Party Ostafrikas zu besuchen. DIE Party war auch tatsächlich ganz gut und zum neuen Jahr einfach ins Meer zu rennen bleibt auch allgemein ein Erlebnis für sich.

Leise rieselt der Sand...
Nach den Tagen voller Strand und Sonne wurde es dann im neuen Jahr recht schnell wieder ein wenig ernster. Des Nachts haben wir Sansibar den Rücken gekehrt und kamen am nächsten Mittag pünktlich zu unserem Zwischenseminar in Bagamoyo an. Dort haben wir zahlreiche Themen von Klimawandel über Kolonialismus behandelt, einen kritischen Blick auf den Freiwilligendienst an sich geworfen, sowie unsere bisherige Zeit reflektiert und unsere verbleibende strukturiert. Es gab also einiges zu tun, aber trotzdem konnten wir es uns natürlich nicht entgehen lassen in der örtlichen Karaoke-Bar unsere Gesangstalente zu entdecken und auf dem Rückweg von der selben auch gleich versehentlich einen fremdem Geburtstag zu stürmen. Vor allem aber auch die regelmäßigen Warm-ups, wie das überall stets beliebte „Bäm, bäm, bäm“ haben uns, trotz andauernder Hitze, bei Laune gehalten. Abgeschlossen haben wir das Seminar dann mit unserem bunten Abend, wobei alle bei der Quizshow „Bagamoyo-Kings“ noch ihre Talente zeigen konnten. Schlussendlich haben wir uns dann sehr bestärkt gefühlt und uns von allen sehr rührend verabschiedet, da sich unsere Gruppe damit aufgeteilt hat (wobei uns teilweise erst später klar wurde, dass wir jeden Einzelnen in den nächsten Tagen doch noch sehen würden).

Unser Weg trieb uns, dank schlechtem Informieren im Vorhinein (okay, wir hätten auch einfach mal nachfragen können) zu einer 25! stündigen Busfahrt, mit dem Ziel uns Sumbawanga anzugucken. Das haben wir dann auch getan, vor allem das Waisenheim, sowie die Berufsschule in denen unsere Sumbawanga Freiwilligen arbeiten waren sehr interessant. Als wir dann zwei Tage später die nächste 11 stündige Busfahrt Richtung Iringa auf uns nahmen, waren wir zwar recht müde aber voller Eindrücke von Sumba.

Projektbesuch in Sumbawanga

In Iringa war ebenfalls unser Hauptziel die Projekte ein wenig kennen zu lernen, deshalb haben wir das Matumaini-Center, für Frauen in schwierigen Situationen, sowie die St.Dominic School unserer Iringis besucht. Außerdem haben wir in den Tagen die Zeit mit unseren Mitfreiwilligen und auch Teamern, ein wenig ausklingen lassen, wobei wir uns nach und nach tatsächlich von allen verabschieden mussten. Das fiel uns nach den ganzen gemeinsamen Erlebnissen natürlich überhaupt nicht einfach. 

Der Hartz in Iringa
Letztendlich waren dann noch die Ruandis und wir übrig. Wir haben uns dann zusammen über Dar es Salam auf den Weg nach Kigali, der Hauptstadt Ruandas gemacht, wo wir uns ebenfalls das Projekt, also in diesem Fall ein Center für Menschen mit Behinderungen, angeguckt haben. Außerdem haben wir, zumindest im schnell Durchlauf, die Stadt ein wenig erkundet. Natürlich war es auch wieder total interessant die Unterschiede zwischen den Ländern zu sehen oder zumindest zwischen den Städten, da Kigali, zumindest im Vergleich zu Kampala, seinen Ruf als sehr saubere Stadt auf jeden Fall verdient. Auch sprachlich gesehen gab es natürlich wieder erste Verwirrungen, da wir uns in den letzten Wochen dann schon den ein oder anderen Brocken Kiswahili angeeignet hatten. Dies konnten wir in Kigali dann natürlich wieder überhaupt nicht gebrauchen, da dort die meisten Leute Kinyarwanda, Englisch und/oder Französich sprechen.

Dann sind wir letztendlich in unseren, fürs erste, letzten Bus gestiegen. Dieser ging dieses Mal zurück nach Uganda, worauf wir uns mindestens genau so gefreut haben, wie auf den Start der Reise. In den vorangegangenen Wochen haben wir ca. 4 Tage nur im Bus verbracht, so viel geschwitzt wie noch nie, wenig geschlafen und uns quasi nur von Chipsi Mayai ernährt (Tansanisches Fast Food, Pommes im Ommlet). Wir haben einen Kobra Angriff gemeistert, festgestellt, dass Seeigel zwar unangenehm aber nicht tödlich sind, dass mit dem Back Pack Boda  fahren eine Kunst für sich ist und dass Schildkröten scheinbar auch durch die Klospülung hoch kommen können... Wir durften in die Kulturen von vier verschiedenen Ländern eintauchen und haben wohl unzählige neue Erfahrungen, Erlebnisse und Begegnungen gesammelt. Es war eine unglaubliche Zeit, aber letztendlich war wohl mit das schönste, endlich wieder nach Hause zu kommen und die Freude darauf, dass ganz bald auch endlich wieder unsere Kinder das Schulgelände beleben werden.

Eure Sarah und Marie